Die Stiftung Neanderthal Museum dient der Gesellschaft als vermittelnde Plattform zwischen komplexer Wissenschaft und gesellschaftsrelevanten Fragen zur Humanevolution. Auf dieser Seite geben wir dir einen Einblick in unsere aktuellen Forschungsprojekte, unsere Sammlungen und einen Überblick über Publikationen und Tagungen. Einen ausführlichen Einblick in unsere Forschungsstrategie findest du am Ende dieser Seite.
Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner zu den einzelnen Forschungsprojekten findest du direkt unter dem jeweiligen Projekt. Forschungskoordinatorin Anna Riethus steht dir sehr gerne für alle Fragen rund um unsere Forschung sowie für Kooperationsanfragen zur Verfügung: riethus@neanderthal.de oder 02104 9797-18
Das Neanderthal Museum nimmt an einer deutschlandweiten Besuchendenbefragung teil, organisiert vom Leibniz-Kompetenzzentrum „Bildung im Museum“. Ziel ist es, ein besseres Verständnis unserer Besuchenden zu gewinnen, um das Museumserlebnis weiter zu verbessern. Die Ergebnisse fließen in eine gemeinsame Datenbasis ein, die Vergleiche zwischen verschiedenen Museumstypen ermöglicht. Mach mit – deine Meinung zählt!
Weitere Informationen findest du unter: www.leibniz-bim.de
Im Rahmen seiner Promotion an der Universität zu Köln, betreut durch Jun.-Prof. Dr. Andreas Maier, erforscht Robin John die Entwicklung steinerner Geschossspitzen, die während des Jungpaläolithikums (43.000–11.700 vor heute) als Einsätze in Jagdwaffen (Speeren und Pfeilen) genutzt wurden. Die Forschung wird durch das Helga-Raddatz-Stipendium der NRW Stiftung finanziert.
Der Fokus liegt dabei auf den sogenannten Kerbspitzen. Diese treten um 29.000 vor heute erstmals auf und sind knapp 18.000 Jahre lang immer wieder Teil der Ausrüstung letzteiszeitlicher Jägerinnen und Jäger des europäischen Kontinents. Sie eignen sich daher besonders gut zur Untersuchung langfristiger Entwicklungen von Steinartefakten.
Im Zuge des Projekts werden die folgenden Fragestellungen bearbeitet:
Mithilfe eines von John in Zusammenarbeit mit Florian Linsel vom Institut für Informatik der Martin-Luther-Universität Halle (Saale)-Wittenberg geschriebenen Programmier-Codes namens PyREnArA werden die Spitzen gut datierter Fundstellen aus der Forschungsliteratur ausgelesen und hinsichtlich ihrer metrischen Merkmale untersucht. Diese Merkmale werden in statistischen Berechnungen verwendet, um Entwicklungen sichtbar zu machen, die durch traditionelle Methoden nicht herausgearbeitet werden können.
Maier, A., John, R., Linsel, F., Roth, G., Antl Weiser, W., Bauer, L., Buchinger, N., Cavak, L., Hoffmann, H., Puschmann, J., Schemmel, M., Schmid, V. C., Simon, U. & Thomas, R. (2023). Analyzing Trends in Material Culture Evolution – a Case Study of Gravettian Points from Lower Austria and Moravia. Journal of Paleolithic Archaeology 6(1). https://doi.org/10.1007/s41982-023-00145-z
Die Vielfalt der jungpleistozänen Homininen und die Anpassung an die neuen Umgebungen Südwestasiens sind grundlegende Themen der Paläoanthropologie. Südwestasien war im späten Pleistozän erneut einer Infiltration durch Migration von Neandertalern ausgesetzt, die nach Norden zogen, und von Homo sapiens, der aus Afrika kam. Aufgrund seiner geographischen Lage im Südwesten Asiens, liegt das Iranische Plateau genau in der Mitte dieser bedeutenden Kreuzung. Darüber hinaus spielten die Nähe und die Verflechtung zweier verschiedener biogeographische Bereiche, der paläarktischen und der saharo-arabischen Zonen im iranischen Plateau möglicherweise eine wichtige Rolle im biokulturellen Austausch und der Entwicklung unserer Abstammungslinie. Das vorgeschlagene Projekt konzentriert sich auf Sorheh Abri der südliche Piemont des Alborz-Gebirges, das sich am Schnittpunkt zweier verschiedener Ökosysteme befindet. Diese besonderen Bedingungen lassen es möglich erscheinen, dass diese Region während der langen Periode von MIS 4-3 bis MIS 2 wiederholt von verschiedenen Homininen bevölkert wurde, die aus dem Norden und Westen kamen, nämlich Neandertaler aus dem südlichen Kaspischen Korridor und dem Zagros-Gebirge, und Homo sapiens von Süden aus dem Inneren des iranischen Mittellandes.
Die Voruntersuchungen in Sorheh weisen auf neuartige Verhaltens- und Siedlungssysteme der Homininen hin, die als Initiales Jungpaläolithikum (IUP) in der Levante, Osteuropa und Sibirien bekannt sind. Die Analyse seiner materiellen Kultur würde unter Anwendung der aktuellsten und neusten wissenschaftlichen Proxys erfolgen. Neben lithischen technotypologischen, mikromorphologischen und faunistischen Analysen, kommen erstmals sedaDNA, ZooMS und stabile Isotopen zum Einsatz. Das Sammeln von Proben zur absoluten Datierung einschließlich OSL- und 14C-Daten ist eine wichtige Grundlage für diese Forschung, denn Sorheh lieferte die erste chronologische Abfolge des IUP im iranischen Plateau. Darüber hinaus plant das Projekt stratifizierte lithische Sammlungen neu zu bewerten, die potentiell IUP-Materialien enthalten, einschließlich Warwasi- und Bawa Yawan-Abris in den Zagros-Bergen der paläarktischen Zone und Mirak-Freigelände im iranischen Zentralplateau der saharo-arabischen Zone.
Eine Kombination dieser Methoden wird zum ersten Mal ein physiogeographisches, chronostratigraphisches und anthropogenes Bild der IUP im iranischen Plateau erstellen. Angesichts dessen kann diese Forschung bei der Entschlüsselung der IUP-Homininen sowohl physisch als auch verhaltensmäßig helfen.
2023
Dieses interdisziplinäre Projekt verbindet Fachwissen aus der paläolithischen Archäologie und der Philosophie, um zu untersuchen, wie die Veränderungen in der Neanderthalerforschung und in kreativen Genres (Ausstellungen, Romane, Filme, Cartoons) unser Verständnis von uns selbst als Menschen in Frage stellen.
Unser Bild vom Neanderthaler ändert sich schnell und drastisch. Bis vor kurzem galten Neanderthaler als träge Bestien, und die Forschung konzentrierte sich auf die (anatomischen, genetischen, psychologischen und kulturellen) Unterschiede zwischen „ihnen“ und uns. Zunehmend wird jedoch angenommen, dass Neanderthaler zu „typisch menschlichen“ Praktiken fähig waren: zum Beispiel Sprache, Rituale, Körperpflege, Musik oder Symbolik. Neanderthaler werden daher zunehmend als uns Homo sapiens sapiens ebenbürtige menschliche Wesen betrachtet.
Gemeinsam mit einem Bürgerpanel sollte der Frage nachgegangen werden, was wir unter „Mensch“ verstehen und wie sich unser Bild vom „Menschen“ verändert, wenn wir mehr über andere Menschenformen erfahren. Die Paläo-Experts sind ein unterstützendes Element in der partizipativen Forschung. Die Teilnehmer bringen neue, erweiterte Perspektiven und Denkweisen in die fachliche Diskussion ein. Gemeinsam mit Forschern der Universitäten und des Museums stehen sie in ständigem Austausch durch thematische Workshops über paläolithische Archäologie, Neandertaler-Stereotypen und Neandertaler-Rekonstruktionen.
Für die Paläo-Experts konnten 20 interessierte Bürger gefunden werden, die sich aus verschiedenen Altersgruppen zusammensetzen. In insgesamt sechs Treffen haben sich die Paläo-Experts gegenseitig, die Arbeitsmethoden der Archäologie und den Neanderthaler besser kennengelernt.
Das Projekt wurde von der Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO, Niederländische Organisation für Wissenschaftliche Forschung) ermöglicht.
2024
Unser Forschungsjahr begann mit einem besonders wichtigen Ereignis: Um unsere Forschungsziele und -methoden weiter zu verfeinern und verschiedene Perspektiven zu sammeln, organisierten wir im April 2024 unser erstes Beiratstreffen. Eingeladen waren drei Wissenschaftler, die über besondere Kenntnisse in der Neanderthalerforschung und Wissenschaftskommunikation verfügen. Ziel dieser wiederkehrenden Beiratssitzungen in unserem Projekt ist es, unsere Forschung beratend zu unterstützen und sowohl den Doktoranden (Susan Peeters und Karel Kuipers) als auch dem Bürgergremium neue Erkenntnisse zu vermitteln.
Zu unseren geschätzten Gästen bei der Vorstandssitzung gehörten:
Dr. Bärbel Auffermann, eine prähistorische Archäologin und Leiterin des Neanderthal Museums in Mettmann. Sie und das Neanderthal Museum setzen sich seit Jahrzehnten dafür ein, das Stigma und die Mythen um den Neanderthaler durch Kommunikation und moderne Forschung abzubauen. Ziel des Museums ist es, den Museumsbesuchern den Neanderthaler als Menschen zu präsentieren und die Komplexität der Evolution und des menschlichen Ursprungs zu vermitteln.
Dr. Rebecca Wragg Sykes, eine britische Archäologin und Autorin, die sich eingehend mit unseren ausgestorbenen Verwandten beschäftigt hat. In ihrem Buch „Kindred: Leben, Liebe, Tod und Kunst der Neandertaler“ versucht Rebecca Wragg Sykes, die Neanderthaler in all ihren Dimensionen darzustellen, von den paläoromantischen bis zu den eher düsteren Aspekten. Sie untermauert diese literarischen Erzählungen mit archäologischem Fachwissen und Beispielen aus der Neanderthalerforschung.
Sanjin Mihelić ist derzeit Direktor des Museums für Kunst und Kunsthandwerk in Zagreb, Kroatien. Bis vor kurzem war er Direktor des Archäologischen Museums in Zagreb, wo er sich mit den mittelpaläolithischen Kulturgütern Kroatiens, insbesondere mit denen der Neanderthaler, befasste. In Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der iNEAL-Gruppe hat er im vergangenen Jahr wesentlich zur Vernetzung und zum Austausch von Forschungsergebnissen beigetragen.
Ermöglicht wird das Projekt durch die Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek (NWO, dt. Niederländische Organisation für wissenschaftliche Forschung):
Nederlandse Organisatie voor Wetenschappelijk Onderzoek
Weitere Partner sind:
„GreenMuseumHub“ bezeichnet ein Netzwerk aus Universitäten und Museen in Ägypten, Deutschland und Tunesien, die sich zu ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit austauschen und gegenseitig stärken. Ziel ist es, Menschen und Institutionen zu zukunftsfähigem Denken und Handeln zu befähigen. Dabei arbeitet das Fach Museologie/Museumswissenschaft Studies der Universität Würzburg mit der Helwan University in Kairo (Ägypten) und der Université de la Manouba in Tunis (Tunesien) zusammen.
Den notwendigen Erfahrungs- und Wissensaustausch auf Augenhöhe gewährleisten regelmäßige digitale Videokonferenzen, Workshops und Lehrveranstaltungen sowie physische Treffen. Diese sog. GreenMuseumCamps finden einmal jährlich im Wechsel der Partnerländer statt, während eine gemeinsam geplante, mehrsprachige Pop-Up-Ausstellung in physischer wie digitaler Form das Thema Nachhaltigkeit in die Zivilgesellschaft hineinträgt.
Das Netzwerk umfasst Museen unterschiedlicher Größe und inhaltlicher Ausrichtung (Ägyptologie, Archäologie, Baudenkmäler, Geschichte, Technik, Vorgeschichte). Hinzu kommen drei privatwirtschaftliche Agenturen, zwei Nichtregierungsorganisationen, eine staatliche Behörde, zwei Hochschuleinrichtungen sowie eine bildungspolitische Einrichtung in staatlich-kommunaler Trägerschaft.
Das Projekt wird von 2023 bis 2026 vom Deutschen Akademischen Austauschdienst/DAAD in der Förderlinie „Ta‘ziz Partnership“ finanziert.
DAAD (über die Universität Würzburg), Förderlinie „Ta‘ziz Partnership“
https://www.phil.uni-wuerzburg.de/museologie/
Dank Erasmus+ haben Bildungsinstitutionen wie unser Museum die Möglichkeit, sich europaweit fortzubilden und auszutauschen. Diese Maßnahmen bieten unserem gesamten Team inspirierende Impulse für kreative neue Bildungsangebote und Projekte. Die geteilten Erfahrungen und Best Practices dienen uns mittelfristig als konkrete Grundlage für die Entwicklung neuer, innovativer Projekte. Die während der Mobilitäten gewonnenen Kontakte und unsere neuen interkulturellen Kompetenzen werden die Grundlage für die Gestaltung einer nachhaltigen und innovativen Erwachsenenbildung in unserem Museumsbetrieb in der Zukunft bilden. Langfristig tragen wir durch die Teilnahme an Erasmus+ aktiv dazu bei, einen nachhaltigen und zukunftsorientierten Bildungsort für Deutschland und Europa zu schaffen. Wir sind begeistert über die Möglichkeiten, die uns diese Mobilitäten bieten, um unsere Vision einer digital unterstützten nachhaltigen Erwachsenenbildung Wirklichkeit werden zu lassen.
Link zu unserem Projekt: Search - Erasmus+ (europa.eu)
Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen der Autorin bzw. der Autorinnen und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der NaBiBB wieder. Weder die Europäische Union noch die Bewilligungsbehörde NaBiBB können dafür verantwortlich gemacht werden.
Durch fortschrittliche 3D-Technologien erstellen wir präzise digitale Kopien von Originalfunden, die vielseitig genutzt werden können. Sie ermöglichen Vermessungen, Klassifikationen und Vergleiche, ohne das Original zu beschädigen. Anwendungen umfassen Präsentationen, Raumanalysen, Museumskopien und didaktische Materialien. Die Ergebnisse werden online im digitalen Archiv zugänglich gemacht. Weitere Informationen zum Thema findest du unter dem Reiter "DISAPALE: Kultur in 3D".
Zum Schutz der wertvollen Originalfunde ist es nötig, den unmittelbaren Kontakt durch den Wissenschaftler oder Aussteller auf ein Minimum zu reduzieren. Neue 3D Techniken ermöglichen die Erstellung präziser digitaler Kopien die vielfältig genutzt werden können. So können die Mehrzahl an Vermessungen, typologischen Klassifikationen und stilistischen Vergleichen an der digitalen Kopie durchgeführt werden. Ebenso beschädigen Schnitte durch das digitale Objekt nicht das Original. Weitere Anwendungen sind Präsentation, Raumanalyse, Erstellung von Kopien für das Museum und Didaktik. Mehr zu unserem aktuellen Forschungsprojekt DISAPALE finden Sie im aufklappbaren Reiter weiter unten.
Seit 2010 ist das Neanderthal Museum im Besitz eines Streifenlichtscanners mit dem reale 3D-Objekte gescannt und in digitale 3D-Modelle umgerechnet werden. Der Kauf dieses Gerätes ist ein entscheidender Beitrag zur Erweiterung der Sammlung an digitalen Objekten und gleichzeitig Erforschung der Möglichkeiten für die prähistorische Archäologie. So werden systematisch die verschiedenen Fundgattungen (Stein- und Knochenartefakte, Schmuck, Klein- und Höhlenkunst) und Befunde gescannt. Über die Ergebnisse und neuen Entwicklungen ist das Neanderthal Museum in intensivem Austausch mit anderen Institutionen.
Bei Fragen zu dieser Sammlung kannst du dich gerne an folgende Kollegin wenden: Anna Riethus
Die digitale Sammlung NESPOS wurde im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts TNT (The Neanderthal Tools, EU-Programm "Digicult") entwickelt und war als international zugängliche Online-Datenbank konzipiert. Sie sammelte anthropologische und archäologische Daten im Zusammenhang mit Neandertaler-Forschung und der menschlichen Evolution, darunter 3D-Scans, CT-Scans, gescannte Literatur, Informationen über Fundorte, Bilder und Tabellen. Der Fokus der Sammlung lag auf 3D-Objekten.
Zum Schutz von wertvollen Originalfunden muss der unmittelbare Kontakt mit Artefakten durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Museumsmitarbeiterinnen und Museumsmitarbeiter auf ein Minimum reduziert werden. Glücklicherweise können heute mithilfe von 3D-Techniken präzise digitale Kopien von Originalfunden erstellt werden, die vielfältig genutzt werden können. So können die Mehrzahl an Vermessungen, typologischen Klassifikationen und stilistischen Vergleichen an der digitalen Kopie durchgeführt werden. Ebenso beschädigen Schnitte durch das digitale Objekt nicht das Original. Auch für die Bildung und Vermittlung sowie museale Ausstellungen und digitale Anwendungen kommen derartige 3D-Modelle zum Einsatz.
Das NESPOS-Archiv wurde von seinen Nutzerinnen und Nutzern mitgestaltet, die Daten aus ihren eigenen Ressourcen hochladen konnten. Im Jahr 2019 musste die NESPOS-Website offline genommen werden. Alle gesammelten Daten wurden von einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin des Neanderthal Museums gesichert und stehen seit Februar 2022 in unserem digitalen Archiv online zur Verfügung.
Bei Fragen zu dieser Sammlung kannst du dich gerne an folgende Kollegin wenden: Dr. Bärbel Auffermann
Die Sammlung Wendel umfasst etwa 3.000 Bilder von eiszeitlicher Höhlenkunst aus rund 50 Höhlen in Frankreich und Spanien.
Der Sammler Heinrich Wendel war von 1964 bis zu seinem Tod 1980 Ausstattungsleiter der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und einer der renommiertesten Bühnenbildner Deutschlands. Die Gestaltung von Räumen durch Licht- und Projektionskunst war ein zentraler Teil seiner künstlerischen Arbeit. Vor diesem Hintergrund führte er zwischen 1964 und 1970 mehrfach Reisen in den franko-kantabrischen Raum mit dem Ziel durch, Inspirationen für seine Arbeit in der prähistorischen Höhlenkunst zu finden.
Dabei ging er hochprofessionell und mit wissenschaftlicher Akribie nach einem einheitlichen Konzept vor. Er fotografierte auch in den nichtöffentlichen Bereichen der Höhlen. So entstand im Laufe der Zeit ein umfangreiches Fotoarchiv von etwa 3000 Bildern. In diesem Fotoarchiv wird nicht nur der Stand der Erhaltung der Höhlenkunst aus rund 50 Höhlen dokumentiert, es offenbart auch die Perspektive des Bühnenbildners: Höhlenkunst als Mittel, einen gegebenen natürlichen Raum in Architektur, in eine Bühne zu verwandeln.
Über 20 Jahre nach dem Tod von Heinrich Wendel wurde nun dieses Fotoarchiv dem Neanderthal Museum zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Konservierung anvertraut. Von 2001-2002 wurde die Sammlung dank Fördermitteln der Gerda Henkel Stiftung aufgearbeitet.
Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms "Neustart Kultur" ermöglicht.
Bei Fragen zu dieser Sammlung kannst du dich gerne an folgende Kollegin wenden: Saskia Hucklenbruch, MA
Das Neanderthal Museum verfügt über eine umfangreiche Sammlung an Abgüssen, die in der Gesamtschau und im Vergleich einen Überblick über die morphologische Entwicklung der Gattung Homo in Afrika, Asien und Europa erlaubt. Vergleichbare Sammlungen mit hochwertigen Abgüssen sind in Europa nur im Natural History Museum, London und im Musée de L´Homme, Paris vorhanden.
Unsere Abgusssammlung befindet sich im Sammlungsraum der Steinzeitwerkstatt. Sie wird nach Arten getrennt in chronologischer Ordnung aufbewahrt und wird von uns auf Anfrage hin gerne zu Studienzwecken zur Verfügung gestellt. Seit Oktober 2007 werden die Sammlungsobjekte im Rahmen von Führungen, Fortbildungsveranstaltungen und Schulprogrammen auch unseren Gästen zugänglich gemacht.
Die paläoanthropologische Abguss-Sammlung des Neanderthal Museums spielte seit 2004 im Rahmen eines von der Europäischen Union geförderten Forschungsprojektes zur digitalen Rekonstruktion von Neanderthalern (TNT) und der daraus hervorgegangenen Datenbank NESPOS eine bedeutende Rolle.
Für Anfragen und allgemeinen Fragen zu dieser Sammlung kannst du dich gerne an folgende Kollegin wenden: Melanie Wunsch, MA
Bereits aus der Gründungszeit des alten Museums im Jahre 1937 verfügt das Neanderthal Museum über kleine Sammlungen eiszeitlicher Steinwerkzeuge und Faunenreste. Im Laufe der Jahre ist dieser Bestand erweitert worden durch Schenkungen wie die Sammlung Fiedler oder die Sammlung Schmude. Daher verfügt das Museum heute über Anschauungsmaterial zur steinzeitlichen Technologie aus Europa und Nordafrika.
Seit Februar 2022 stellen wir unsere Sammlungen in unserem digitalen Archiv online zur Verfügung. Unsere Artefakt- und Faunenrest-Sammlung wird in den kommenden Jahren digitalisiert und unserem Online-Archiv hinzugefügt werden.
Bei Fragen zu dieser Sammlung kannst du dich gerne an folgende Kollegin wenden: Melanie Wunsch, MA
Werde Mitglied in der Neanderthaler Gesellschaft oder nutze einer andere der vielfältigen Möglichkeiten, um unsere Forschung nachhaltig zu unterstützen.
Das Neanderthal Museum verfügt über eine umfangreiche Mediathek mit Fachliteratur und Filmen zur eiszeitlichen Besiedlung Europas und Westasiens. Eine große Zahl von Fachzeitschriften und Monographien kann von Fachwissenschaftlern oder interessierten Laien eingesehen werden. Zur Vereinbarung eines Besuchstermins wende dich bitte an Saskia Hucklenbruch: hucklenbruch@neanderthal.de oder 02104 9797-16
Unsere Paleo-Experts, die dem Projekt "Neanderthals & Us" entsprangen, erforschen, wie Entwicklungen in der Neanderthaler-Forschung und in Ausstellungen, Romanen, Filmen usw. unser Verständnis von uns selbst als Menschen herausfordern. Wenn du mehr darüber erfahren willst, empfehlen wir einen Blick auf die Website der Paleo-Experts.
Die Stiftung Neanderthal Museum dient der Gesellschaft als vermittelnde Plattform zwischen komplexer Wissenschaft und gesellschaftsrelevanten Fragen zur Humanevolution. Durch die Forschung am Neanderthal Museum wird der interdisziplinäre Austausch zwischen archäologischer, biologischer, soziologischer und philosophischer Forschung gefördert.
Mit ihrer Arbeit stärken das Museum und seine Forschung das Wissen und Bewusstsein zu Humanevolution in Deutschland. Forschung im Neanderthal findet immer im engen Austausch mit der Vermittlungsarbeit des Museums statt.
Als Forschende und Museumsmitarbeitende arbeiten wir nahbar und verständlich. Wir sind offen für Partizipation und stehen vor allem in unserer Besucherforschung im Austausch mit Betroffenen. Unsere museologische Forschung setzt neue Standards für Wissenschaftskommunikation in Deutschland und verbessert stets die Zugänglichkeit von Wissen für eine breite Öffentlichkeit.
Mit unserem Fachwissen aus den Forschungsrichtungen Archäologie und Anthropologie sowie einem breiten Spektrum an Vermittlungsmethoden regen wir aktiv Diskussionen zu komplexen und aktuellen gesellschaftlichen Themen wie Migration und Klimawandel an.
Unser Museums- und Forschungsteam ist stets an Austausch und Vernetzung mit anderen Museen und Forschungseinrichtungen interessiert. Außerdem unterstützen wir die Mobilität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Museumsbereich und helfen dabei, Kompetenzen für den Arbeitsmarkt aufzubauen.
Du möchtest dein Projekt im oder mit dem Neanderthal Museum umsetzen? Wende dich mit deiner Projekt- oder Kooperationsidee gerne an unsere Forschungskoordination.
Der Museumsverband Nordrhein-Westfalen engagiert sich für die Museen in NRW, ihre Wirkung in der Gesellschaft sowie ihre Wahrnehmung in der Politik. Der Verband tritt für gute Rahmenbedingungen der Museumsarbeit ein und ist ein Partner und Impulsgeber für die Museen in den Regionen Rheinland, Westfalen und Lippe.
Unsere Museumsdirektorin Dr. Bärbel Auffermann engagiert sich im Vorstand des Museumsverbands als Beisitzerin.
Ecsite verbindet, inspiriert und befähigt Organisationen und Fachleute, die sich für die Wissenschaft engagieren, und vergrößert so die Reichweite und die Wirkung ihrer Arbeit. Das Netzwerk bringt mehr als 320 Organisationen (Museen, Science Center etc.) zusammen, die sich alle dafür einsetzen, Menschen für Wissenschaft und Technologie zu begeistern und das wissenschaftliche Engagement mit professionellen Veranstaltungen, Projekten und Veröffentlichungen voranzutreiben.
Unsere Museumsdirektorin Dr. Bärbel Auffermann engagiert sich im Vorstand des Museumsverbands.
Ice Age Europe ist ein im Jahr 2013 gegründetes internationales Netzwerk, das sich der Erforschung und Vermittlung der faszinierenden Entdeckungen aus unserer letzten Eiszeit widmet. Europas Landschaft und seine Bevölkerung wurden tiefgreifend durch diese Zeit geprägt. Entstanden aus einer gemeinsamen Leidenschaft für die Erforschung des reichen Erbes der Eiszeit, liegt der Ursprung des Netzwerks in den kollaborativen Bemühungen gleichgesinnter Institutionen und Fachpersonen, die sich dieser spannenden Epoche verschrieben haben. Die Stiftung Neanderthal Museum steht dem Netzwerk als Lead Partner vor.
Im Netzwerk Besucher*innenforschung e.V. wollen wir gemeinsam fundierte Forschung etablieren und die Zukunft der Museen im deutschsprachigen Raum stärken. Durch intensiven Austausch, fachliche Vernetzung mit universitären und außeruniversitären Einrichtungen sowie gezielten Weiterbildungsinitiativen fördern wir die Besucher*innen- und Publikumsforschung. Mit Museen, für Museen und aus ihnen heraus. Die Stiftung Neanderthal Museum ist aktives Vereinsmitglied.
NFDI4Objects ist eine Initiative zum Aufbau eines multidisziplinären Konsortiums innerhalb der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI). Die Initiative richtet sich an Forscher*innen und Praktiker*innen, deren Arbeitsschwerpunkte auf dem materiellen Erbe von rund drei Millionen Jahren Menschheits- und Umweltgeschichte liegen und adressiert die Herausforderungen moderner Forschungsdateninfrastrukturen. Die Stiftung Neanderthal Museum ist als Partnerinstitution an dem Projekt beteiligt.
Seit Jahren kooperieren wir eng mit dem Seokjang-ri Museum in Gongju, Südkorea. Diese Zusammenarbeit umfasst regelmäßige Beiträge zu wissenschaftlichen Publikationen sowie die Eröffnung einer gemeinsamen Sonderausstellung im Jahr 2018. Kürzlich wurde unsere Partnerschaft durch ein offizielles Memorandum mit der Stadtverwaltung von Gongju besiegelt. Das Seokjang-ri Museum wurde 2006 eröffnet, um die Humanevolution und die koreanische Altsteinzeit einem breiten Publikum näherzubringen. Es bietet sowohl eine Dauerausstellung als auch wechselnde Sonderausstellungen, einen archäologischen Freiluft-Park, ein Lernzentrum und eine Gedenkhalle für Dr. Son Bo-Gi, den archäologischen Begründer des Fundorts Seokjang-ri. Das Museum organisiert zudem jährlich das World Paleolithic Festival im Mai und bietet Führungen, Workshops und internationale Konferenzen an.
Auf dem ägyptischen Kalksteinplateau, das nach einem Dünenzug auch als Abu-Muharik-Plateau bezeichnet wird, liegt etwa auf halber Strecke zwischen Assiut im Niltal und der Oase Farafra die Felsbildhöhle Djara. Bereits 1873 erreichte der deutsche Forschungsreisende Gerhard Rohlfs mit seiner Expedition zur Erforschung der libyschen Wüste diese Höhle. Während der Querung des Plateaus von Assiut zur Oase Farafra machte ihn der ägyptische Karawanenführer auf die Höhle und einen bir (arab. Brunnen) etwas abseits des Karawanenwegs aufmerksam. In seinem 1875 erschienenen Reisebericht, dem eine Karte mit exakten Reiserouten und Ortsbeschreibungen beigefügt ist, wird die Lokalität als „Djara" bezeichnet und ist mit dem Vermerk „Boden mit Feuersteinsplittern bedeckt" versehen. In der abendländischen Literatur geriet die Höhle anschließend weitestgehend in Vergessenheit.Erst 1989 wurde sie durch den Kölner Wüstenreisenden Carlo Bergmann erneut aufgesucht. Er berichtete erstmals über neolithische Steinartefakte im näheren Umfeld der Höhle und über Tierdarstellungen auf einem Stalagmit im Eingangsbereich. Seit 1990 erfolgten archäologische Untersuchungen durch das Heinrich-Barth-Institut an der Universität zu Köln, dieab 1995 im Rahmen des Sonderforschungsbereich 389 'ACACIA' fortgesetzt wurden.
Weitere Infos hier.
Mit Förderung durch das EU-Projekt „DOORS“ (Digital incubator fOR muSeums)" erforschte Rick Springer digitale Museumsangebote und deren Nutzung durch Besuchende sowie Nicht-Besuchende.
Seit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie Ende 2019 entwickelten viele Museen in ganz Europa neue digitale Angebote.
Um nachhaltige und erfolgreiche digitale Angebote bieten zu können, müssen Museen aber zuerst einen Schritt zurücktreten und die Bedürfnisse ihrer potenziellen Nutzenden erfassen.
Mit Unterstützung von The Audience Agency bewertete Springer bestehende digitale Angebote neu und analysiert digitale Nutzende und ihre Motive.
Ergänzend wurden Motivation und Wünsche von Besuchenden und Nicht-Besuchenden erfasst, aus denen anschließend Kriterien für nachhaltige und anregende digitale Angebote identifiziert wurden.
Unser DOORS-Projekt setzte sich mit folgenden Forschungsfragen auseinander:
Das Neanderthal Museum ist Teil des „DOORS - Digital Incubator of Museums“-Netzwerks.
Diese Forschung wurde im Zuge von DOORS von Ars Electronica, Museum Booster und dem Ecsite-Netzwerk initiiert.
DOORS wird mit Mitteln aus dem Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der EU unter der Finanzhilfevereinbarung Nr. 101036071 ermöglicht.
Im Projekt „Eiszeit Digital Erleben“ hat unser Museum gemeinsam mit Besuchenden, Nichtbesuchenden und externen Projektpartnern aus dem Ice Age Europe Network eine digitale Entdeckungsreise in die Eiszeit entwickelt. Zusammen mit der Fundstelle Vogelherd, dem Urgeschichtlichen Museum Blaubeuren und der Professur für Museologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg wurde partizipativ eine spielerische digitale Anwendung mit dem Namen „Eiszeitwelten / Ice Age Worlds“ geschaffen. Alleinstellungsmerkmal des Projekts war die Fokussierung auf die Wünsche und Bedürfnisse der Endnutzenden.
Ermöglicht wurde das Kultur.Gemeinschaften-Projekt dank Unterstützung des Förderprogramms „NEUSTART.KULTUR“. Anfang Juni 2023 wurde das neue Mobile Game für mobile Endgeräte in den gängigen App Stores (Google Play, App Store) veröffentlicht.
Ehem. Projektleitung: Rick M. Springer
Ansprechpartnerin: Anna Riethus
Mehr Infos zum Projekt:
Über folgenden Blogartikel findest Du ausführliche Informationen zum Projekt und zur Entwicklung von „Eiszeitwelten“: Eiszeitwelten – Museumserweiterung per Mobile Game
Das Projekt „NMsee“ (2019-2021) entwickelt ein inklusives Mobile Game, das Gästen mit und ohne Sehbehinderung ein neues Museums-Erlebnis bietet.
Das Mobile Game nimmt Gäste mit auf eine Reise in die Eiszeit und orientiert sich dabei an sogenannten „Audio Games“ wie „Sound of Magic“ oder „The Nightjar“. Für Gäste mit Sehbehinderung bietet das barrierefrei bedienbare Game unter anderem eine Indoor Navigations-Funktion. Unterstützend baut das Museum neue Tast-Exponate, tastbare Schilder und ein Bodenleitsystem in die Dauerausstellung ein.
In Kooperation mit dem BSV Nordrhein e.V. wird das Mobile Game interativ entwickelt und fortlaufend mit Betroffenen getestet. Der Game Release ist für das Frühjahr 2021 geplant, abhängig von der Entwicklung der COVID-Pandemie.
Im Abschlussjahr 2021 wird ein Bericht über die Evaluierungsergebnisse und die Entwicklungsarbeit im Projekt publiziert. NMsee wird außerdem durch die Dissertation der Projektleiterin an der Universität Heidelberg (Historisches Seminar, Public History) begleitet.
2021 hat das Projekt den Publikumspreis des DigAMus-Award 2021 gewonnen.
Updates zum Projekt können über Twitter, auf dem Museums-Blog und auf den Social Media Kanälen des Neanderthal Museums nachgelesen werden.
Wissenschaftliche Projektleitung:Anna Riethus, MAMitarbeiterin des BSVN e.V. NMsee wird ermöglicht von:Stiftung Wohlfahrtspflege, Kämpgen Stiftung Die neue Infrastruktur für Menschen mit Sehbehinderung wird gefördert von:NRW-Stiftung, LVR
Weitere neue Tast-Exponate werden gefördert von:
Aktion Mensch
Das inklusive Mobile Game und die neue Infrastruktur werden mit folgenden Unternehmen umgesetzt:
Wegesrand GmbH und Co KG
Monokel - Films, Games, Transmedia
Inkl. Design
Bislang wurde in Deutschland keine Höhle entdeckt in der überzeugende Belege für die Existenz eiszeitlicher Höhlenbilder vorkommen. Das Neanderthal Museum ist seit Jahren in französischen und spanischen Höhlen aktiv, besitzt die beeindruckende Sammlung von Fotos eiszeitlicher Höhlenbilder durch die Hand des Fotografen Heinrich Wendel und hält Kontakt zu deutschen Höhlenforschergruppen. Somit ist das Neanderthal Museum in Deutschland die Anlaufstelle für Fragen zu diesem Thema. Die vermeintlichen Entdeckungen von Höhlenbildern in Deutschland haben etwas gemeinsam: nicht eine einzige Stelle bietet ein überzeugendes, leicht erkennbares Motiv. Es handelt sich immer um Hinterlassenschaften, deren Ursprung unklar ist und der Mensch als Verfasser nur eine von mehreren Möglichkeiten ist. Bislang sieht es so aus, als wären Höhlen in Deutschland zwar von eiszeitlichen Wildbeutern aufgesucht worden, doch erfüllten sie andere Zwecke als Höhlen in Frankreich oder Spanien.
Weitere Infos hier
Die Kleine Feldhofer Grotte ist als Fundstelle des Neanderthalers weltweit bekannt. Ausgrabungen in den Jahren 1997 und 2000 durch das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege erbrachten neben menschlichen Knochen Steinartefakte und Reste der Jagdbeute. Diese Funde und die Erfahrungen aus ähnlichen Fundregionen in Mitteleuropa legen die Vermutung nahe, dass die sanften Hügel und kleinen Täler des Neanderlandes ein ideales Siedlungsgebiet waren. Aus den jüngeren steinzeitlichen Epochen sind auch dementsprechend viele Fundstellen bekannt. Doch fehlen sie bislang noch aus der letzten Eiszeit. Durch systematische Prospektion und die regelmäßige Kartierung von Sammelfunden soll der Forschungsstand kontinuierlich verbessert werden.
In Kooperation mit dem Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege (Overath) betreut das Neanderthal Museum seit 2003 die Ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger in der Region in Sachen 'Steinzeit'. Durch theoretische und praktische Anleitung wird u.a. das Erkennen und Verstehen von Steinartefakten vermittelt. Insbesondere die Neufunde werden dabei intensiv besprochen. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um in Zukunft eiszeitliche Fundplätze zu entdecken. Seit 2010 bietet das Neanderthal Museum vierteljährlich einen Bestimmungstag an und vielleicht ist unter den Funden auch einmal ein Steinartefakt des Neanderthalers dabei.
Die Zeit zwischen 40.000 und 35.000 Jahren ist für die Archäologie ein sehr spannender Forschungsgegenstand mit vielen offenen Fragen. In den Medien wird immer wieder der Fokus auf die Humanfossilien aus diesem Zeitraum gelegt: Neanderthaler und anatomisch moderner Mensch. Doch sind nicht nur die äußerst seltenen menschlichen Relikte wichtige Informationsquellen; die Analyse der Steingerätetechnologie bietet immer wieder viele interessante Einblicke in das Verhalten unserer Vorfahren. Der Grund dafür liegt in der Planungstiefe die notwendig ist, um den Werkstoff Stein effektiv zu bearbeiten. Diese Planungstiefe läßt sich in großen Teilen rekonstruieren. Das Neanderthal Museum konzentriert seine Arbeiten auf Analysen wichtiger Fundstellen aus dem Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum mit modernen Methoden, ohne dabei eigene Ausgrabungen durchzuführen. Hierzu zählen Salzgitter-Lebenstedt (Niedersachsen), Balver Höhle und Lommersum (beide Nordrhein Westfalen).
Im Sommer 2013 stand ein besonderes wissenschaftliches Projekt des Neanderthal Museums und der Universität zu Köln an: Dr. Andreas Pastoors und Dr. Tilman Lenssen-Erz haben mit drei Fährtenlesern aus Namibia eiszeitliche Bilderhöhlen in Frankreich besucht. Ziel war es, das spezielle Wissen der Fährtenleser für die Interpretation von eiszeitlichen menschlichen Fußabdrücken zu nutzen. Begleitet wurde das Projekt von einem Filmteam welches für arte eine Dokumentation erstellen wird. Einen kurzen filmischen Beitrag finden Sie hier.
Vom Ende der letzten Eiszeit haben Menschen in Höhlen nicht nur Felsbilder hinterlassen, sondern auch ihre eigenen Abdrücke im plastischen Untergrund. Solche Abdrücke von Füßen und Händen sind seit über 100 Jahren bekannt und wurden nach traditionellen anthropologischen Methoden des westlichen Wissenschaftskanons untersucht. In diesen Kanon ist aber die ursprüngliche Fähigkeit des Menschen, solche Fährten zu interpretieren niemals als wissenschaftlich fruchtbare Methode aufgenommen worden. Dieses Wissen und die damit verbundenen Fähigkeiten haben heute nur noch wenige Menschen. Dazu gehören die erfahrenen Jäger der Ju/hoansi (‚Buschleute') aus der Kalahari (Namibia). Drei von ihnen wurden mit den eiszeitlichen menschlichen Fährten in südfranzösischen Höhlen konfrontiert und ihre Interpretationen zu Protokoll genommen. An jeder der untersuchten Bilderhöhlen haben die Fährtenleser nicht nur sachliche Erklärungen um die Fußabdrücke geliefert, sondern auch jeweils bislang unbekannte Abdrücke gefunden. Das Projekt ist so erfolgreich gelaufen, dass ein Nachfolgeprojekt in Planung ist.
Gefördert durch die DFG: LE 1117/4 (2013). Lebensbilder eiszeitlicher Höhlenkünstler. Modelluntersuchungen zu Aktivitäten in Höhlenräumen im Kontext der Wandkunst.
Ausführliche Informationen finden Sie auch auf der Webseite: http://www.tracking-in-caves-online.de/
Das beantragte Forschungsvorhaben untersucht anhand von Bildartefakten und Ressourcenmanagement beispielhaft Raumkonzepte magdalénienzeitlicher Wildbeuter am Nordrand der Pyrenäen. Mit diesem ganzheitlichen Ansatz soll versucht werden, Zugang zu sozialen, religiösen und ökonomischen Aspekten räumlicher Konzepte bei eiszeitlichen Wildbeutern zu finden. Ausgehend von der zentralen Fundstelle Enlène/Les Trois-Frères wird in einem radialen Untersuchungsprozess über räumlich-statistische Methoden das Beziehungsgeflecht einer gesamten Kleinregion erfasst. Das überaus reiche archäologische Fundmaterial von Enlène/Les Trois-Frères macht es wahrscheinlich, dass hier ein Lagerplatz von übergeordneter Bedeutung im magdalénienzeitlichen Siedlungssystem vorliegt.
Eine solche integrative Vorgehensweise ist in der paläolithischen Forschung zu Bildartefakten bislang noch nicht durchgeführt worden. Sowohl Bildartefakte als auch ökonomische Aspekte zur Rekonstruktion von Raumkonzepten wurden bisher nur getrennt analysiert. Der hier gewählte holistische Ansatz ist innovativ und bietet die Chance, eine leistungsstarke Methode zu entwickeln.
Gefördert durch die DFG: WE 1022/12 (seit 2013). Kommunikation und Ressourcennutzung. Modelluntersuchungen zu Raumkonzepten magdalénienzeitlicher Wildbeuter.
Im Tal des Volp wird systematisch nach neuen Fundstellen gesucht, um die Besiedlungsgeschichte dieser Kleinregion zu erforschen. Bislang konnten zwei steinzeitliche Fundstellen im Schatten der berühmten Volp-Höhlen in den letzten Jahren systematisch untersucht und publiziert werden.
Perte de la Tuilerie
1995 wurden in der kleinen Höhle Perte de la Tuilerie Gravierungen entdeckt. In einer lang gestreckten engen Galerie finden sich die Gravierungen von einem Pferd, einem Steppenwisent und einem unbestimmbaren Tier. Von besonderem Interesse ist der Stil in dem der Steppenwisent gezeichnet wurde. Mit einem überproportional großen Vorderkörper und Kopf gleicht er Zeichnungen in Pech-Merle aber auch in Niaux.
Abri du Rhinocéros
Unmittelbar oberhalb des Eingangs zur Höhle Tuc d'Audoubert befindet sich das kleine Abri du Rhinocéros. Im Sommer 1912 hat hier die Familie Bégouën kleine Ausgrabungen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind bis heute vollkommen unbekannt. Im Rahmen der Arbeiten in Tuc d'Audoubert hat das Neanderthal Museum punktuell Nachuntersuchungen durchgeführt. So konnte nachgewiesen werden, dass das Felsschutzdach bereits im Mittelpaläolithikum von Wildbeutern aufgesucht worden ist. Dies ist ein wichtiges Ergebnis zum Verständnis der Nutzungsgeschichte der Kleinregion um die Volp-Höhlen.
Die spektakulären prähistorischen Bilder an Felswänden sowohl im Freiland als auch im Dunkeln von Höhlen ziehen immer wieder die Aufmerksamkeit der Forschung und auch der Medien auf sich. Menschen haben durch die Bilder eine Naturlandschaft in eine markierte Landschaft umgewandelt. So werden z.B. Landmarken gekennzeichnet oder an Wasserstellen Zeichnungen und Malereien angebracht. Mit den anderen prähistorischen Hinterlassenschaften alltäglicher oder auch ritueller Aktivitäten finden sich weitere Elemente, die zum Verständnis dieser Bilder beitragen. Während die Forschung zur Einbindung der Felsbilder in den landschaftlichen Kontext im Freiland bereits auf einer breiten Daten- und Methodenbasis steht, wird mit ihrer Übertragung und Anpassung an die Verhältnisse in Höhlen Neuland betreten.
gefördert durch den DAAD (1999-2001). Siedlungsfunde des Magdalénien in den Höhlenheiligtümern Les Trois-Frères und Tuc d'Audoubert (Ariège). Zum Verständnis der Nutzung von Höhlenheiligtümern.
gefördert durch die DFG: WE 1022/6 (2001-2004). Paläolithische Wandkunst und Siedlungsverhalten in Höhlensystemen. Eine Fallstudie der Volp-Höhlen (Frankreich).
Weitere Infos: Association Louis Bégouën, Wissenschaftliche Schriften
Am Südrand der Alpen ist das Neanderthal Museum bislang an einer Ausgrabung beteiligt. Seit 2010 werden in Zusammenarbeit mit den Universitäten Ferrara (Italien) und Tarragona (Spanien) sowie der Gemeinde Clauzetto Ausgrabungen in der Rio Secco Höhle durchgeführt. Die Fundstelle liegt in Friaul im Nordosten Italiens.
Dank einer Testgrabung aus dem Jahre 2002 war bekannt, dass sich in etwa 2 Meter Tiefe eine Fundschicht aus der Zeit des Neanderthalers befindet. Die Erkenntnisse um das Verhalten des Neanderthalers am Südrand der Alpen sind dünn. Überraschend kam eine weitere Fundschicht zu Tage. Diese liegt rund 50 cm oberhalb derjenigen aus der Zeit des Neanderthalers und birgt Funde des Gravettien.
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Neue Forschung zur Phylogenie der Neanderthaler haben eine Teilung innerhalb der Neanderthaler Gruppen um 150 ka festgestellt, die darauf schließen lässt, dass wahrscheinlich im Kaukasus ein Turnover der Population stattgefunden hat. Zum Beispiel wurden Neanderthalerfunde, die auf ca. 100 ka datiert werden und mit der Levallois-Technologie assoziiert sind, in der Höhle Azokh 1, im Kleinen Kaukasus, festgestellt. Dieser aufregende Befund lässt jedoch die Frage aufkommen, ob die Neanderthaler diesen Südkaspischen Korridor (SCC), der eine geo-ökologische Fortsetzung des Kaukasus ist, begangen haben. In seiner Expedition in den Iran während der 1960er, hat McBurney den SCC als kürzeste und schnellste Route von Europa und dem Kaukasus nach Zentralasien und Sibirien in Betracht gezogen und jede menschliche Bewegung von Westen müsste erwartungsgemäß diese Region passieren en route in den Osten. In seiner Ausgrabung in der Höhle Ke’Aram im SCC dokumentierte er mittelpaläolithische Artefakte, die an das Zagros Mousterien erinnern, das enge Verwandtschaft zeigt mit dem lithischen Material aus der Höhle Teshik-Tash in Zentralasien. McBurneys Schlussfolgerungen erlauben es, diesem Projekt die Hypothese aufzustellen, dass der SCC in seiner Doppelrolle als bio-geographischer Ausbreitungskorridor und Habitat, Zeuge einer Reihe evolutionärer Ereignissen war, die mindestens im MIS5 und 4 stattfanden und dass er ein potentielles Gebiet für die Begegnungen von Neanderthalern und Anatomisch Modernen Menschen gewesen sein könnte. Außergewöhnliche physiogeographische Gegebenheiten des SCC ermöglichten mildere klimatische Bedingungen, die diese Region sehr attraktiv machten für unterschiedliche Homininen als ein glaziales Refugium während kalter Episoden des MIS5 und 4. Deshalb stellt dieses Projekt die Hypothese auf, dass zeitgleiche mittelpaläolithische Inventare der westlichsten und östlichsten Gebiete des Korridors ein hohes Maß an kultureller Affinität zeigen. Um diese Hypothesen zu testen, werde ich die lithischen Artefakte von Azokh 1 als westlichste und Teshik-Tash als östlichste Fundstelle des SCC neu analysieren und die Ausgrabung in Ke’Aram mit modernen Methoden fortsetzen. Alle Lithics werden sorgfältig mit Bawa Yawan Rockshelter stratifizierte Zagros Mousterien verglichen um jeden möglichen kulturellen Austausch zwischen den Fundplätzen auf zu spüren. Fundplatzentstehung und taphonomische Studien, die anhand von Mikromorphologie untersucht werden und lithische Analysen, die eine chaîne opératoire anwenden sowie die Methode der Attributanalyse sind entscheidend für die Ziele dieses Projektes. Proben für absolute OSL, TL und 14C Datierungen sind eine wichtige Grundlage für dieses Forschungsprojekt, um das Verständnis von Alter und Bedeutung des Mittelpaläolithikums in dieser Schlüsselfundstelle zu verbessern und SCCs Rolle in der Ausbreitungsroute von Europa nach Zentralasien zu entdecken.
Das Projekt untersucht seit 2009 holozäne interkontinentale Kontakte zwischen Nordafrika und der Iberischen Halbinsel. Gerade im frühen Holozän und mit dem Beginn des Neolithikums ist eine Phase hoher Mobilität im westlichen Mittelmeergebiet belegt. Auch zu diesem Zeitpunkt sind Umweltveränderungen wichtige Rahmenbedingungen, die menschliche Mobilität beeinflusst haben. Die Feldforschungen in Marokko konzentrieren sich auf das östliche Rif. Die Arbeiten werden in enger Kooperation mit der KAAK, Bonn und dem INSAP, Rabat durchgeführt.
Gefördert durch die DFG: SFB 806 (seit 2008). Our way to Europe.
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Die Iberische Halbinsel gilt als letztes Refugium der Neanderthaler. In dem Projekt wird seit 2009 untersucht, wie die Besiedlungsgeschichte der letzten Neanderthaler verlief und welche Verbindung zu der Ausbreitung des modernen Menschen bestand. Wichtige Rahmenbedingungen sind dabei die Populationsdichte sowie kurze, abrupte Klimaereignisse, die die Lebensbedingungen im westlichen Mittelmeergebiet regelmäßig stark beeinträchtigten. Ein Vergleich mit der Situation in Nordafrika soll klären, ob über die Straße von Gibraltar hinweg interkontinentale Kontakte bestanden. Im Rahmen des Projektes werden zahlreiche Fundstellen auf der gesamten Iberischen Halbinsel untersucht und zugleich wird eine Datenbank aller wichtigen Fundplätze erstellt. Die Arbeiten werden in Kooperation mit spanischen und portugiesischen Forschungsinstituten und Museen durchgeführt.
Gefördert durch die DFG: SFB 806 (seit 2009). Our way to Europe.
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Die Travertine von San Quintín de Mediona in der Provinz Barcelona bieten auf einer Strecke von etwa 2 km ein reiches Ensemble steinzeitlicher Abrifundstellen. An den Fundstellen Mediona I, La Canyada, Can Costella und La Boria konnten zwischen 1987 und 1997 mittelpaläolithische Besiedlungen durch Ausgrabungen untersucht werden. Die mittelpaläolithische Besiedlung im Tal von San Quintín de Mediona ist erstmals zwischen 90.000 und 80.000 BP archäologisch fassbar. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich durch Erosion der großen Travertindämme, die das Tal querten, an den Talflanken im Travertin Abris und kleine Höhlen gebildet mit vorgelagerten Sedimentkegeln. In diesen Hangbereichen mit unmittelbarem Zugriff zum Fluss oder kleinen Wasserbecken siedelten die Menschen des Mittelpaläolithikums. In Can Costella liegt eine Besiedlung aus der Endphase der Isotopenstufe 5 vor.
In Mediona I liegt eine lange Abfolge von mindestens sieben Besiedlungsschichten vor. Sie beginnt in der Isotopenstufe 5 und reicht bis in die Phase 4 und womöglich darüber hinaus. Die späte Datierung der oberen Fundhorizonte in eine kühle Klimaphase wird auch durch Decksedimente der Abfolge, die aus einem Lößlehm gebildet werden, wahrscheinlich gemacht. Neben Steinartefakten und Jagdbeuteresten konnten Feuerstellen und weitere Siedlungsstrukturen erkannt werden. ESR-Datierungen an verbrannten Feuersteinen ergaben ein Alter der unteren Besiedlungen in Mediona I zwischen 84.000 und 62.000 Jahren vor heute. Noch unklar ist die Zeitstellung der Besiedlung in La Boria. Hier zeigt sich am deutlichsten die Verzahnung von menschlicher Besiedlung und Travertinbildung. Die Besiedlung erfolgte auf Travertinsanden älterer Beckenfüllungen und wahrscheinlich in unmittelbarer Nachbarschaft zu Stillwasser- becken. Ab etwa 40.000 BP setzt im Tal erneut eine starke Erosion ein, die eine weitere Eintiefung des Tales um 15 m bewirkte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt reißt der archäologische Nachweis eine Besiedlung des Tales durch den Menschen ab. Erst mit dem Holozän sind wieder archäologische Spuren einer menschlichen Besiedlung im Tal auffindbar.
Die Untersuchungen wurden in Zusammenarbeit mit der Universitat Autònoma de Barcelona, dem Arbeitsbereich Archäobiologie der Universität Tübingen, dem Institut für Geographie und Geoökologie der Universität Karlsruhe sowie dem DAI Madrid durchgeführt. Die Auswertung der Ausgrabungen dauert noch an.
Gefördert durch die DFG: WE 1022/xxx (1996-1998). Steinzeitliche Besiedlungs- und Umweltgeschichte im westlichen Mittelmeergebiet - Exemplarische Studien in Katalonien.
Die Iberische Halbinsel gilt als eines der letzten Rückzugsgebiete des Neanderthalers. Eine viel diskutierte These besagt, dass der anatomisch moderne Mensch lange Zeit vom restlichen Europa aus nicht weiter als bis zum Fluss Ebro auf die Iberische Halbinsel vordrang während die Neanderthaler auf der Iberischen Halbinsel auf der anderen Seite des Ebros lebten. Die Kulturstufe des Mittelpaläolithikums wird in Europa klassischer Weise mit dem Neanderthaler in Verbindung gebracht, während das Jungpaläolithikum als eine neue Kultur gilt, die möglicherweise vom anatomisch modernen Menschen nach Europa gebracht wurde. Wie sich der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum auf der iberischen Halbinsel vollzog, ist heute noch nicht klar. Auch die Ursachen für das Verschwinden des Neanderthalers sind noch ungeklärt.
Zur Erforschung dieses spannenden Fragen wurden wichtige Einzelfunde wie Humanfossilien, neuartige Werkzeugtypen des Jungpaläolithikums und Schmuckgegenstände von der Iberischen Halbinsel mit Hilfevon 3D Oberflächenscannern und Computertomographien erfasst und untersucht.
gefördert durch die Gerda Henkel Stiftung (2008-2010). Regionale Differenzierungen im späten Mittelpaläolithikum der Iberischen Halbinsel. Erstellung einer Datensammlung zur wissenschaftlichen Analyse und zur Implementierung in NESPOS.
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Das Projekt hat beispielhaft die technologischen Veränderungen bei der Herstellung von Steingeräten in dem kritischen Zeitbereich am Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum analysiert. Dabei konzentrierte es sich räumlich auf eine Kernregion der Paläolithforschung mit außergewöhnlich hoher Datendichte. Fundmaterial aus den Fundstellen El Castillo, Cueva Morin, L'Arbreda, Abric Romani und Jarama VI bildeten den Ausgangspunkt der Untersuchung.
Ein Schwerpunkt ist die quantitative Erfassung mittelpaläolithischer Abschlagtraditionen in frühjungpaläolithischen Inventaren des Châtelperronien und des Aurignacien bzw. jungpaläolithischer Lamellentraditionen in mittelpaläolithischen Komplexen. Dass auch im Aurignacien noch Abschläge als Grundformen für Werkzeuge genutzt wurden, ist unbestritten wurde aber bisher nicht eingehend untersucht; dies gilt ebenfalls für die Lamellenproduktion im Mittelpaläolithikum. Um eine Vorstellung von der Bandbreite des technologischen Wissens und Effizienz der Ressourcennutzung zu gewinnen, wurden erstmals umfassende, quantitative Daten erhoben.
Gefördert durch die DFG: WE 1022/8 (2007-2011). Der Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum in Südwesteuropa. Modelluntersuchungen zur Steingerätetechnologie.
Die Ortschaft Jabrud liegt etwa 80 km nordöstlich von Damaskus (Syrien) und etwa 20 km östlich der libanesischen Grenze. Unweit der Ortschaft liegen eine Reihe von Höhlen zu denen auch die archäologische Fundstelle Jabrud II gehört. Das Fundmaterial von Jabrud II wurde bereits mehrfach untersucht. Die erste Bearbeitung der Inventare wurde vom Ausgräber A. Rust im Jahre 1950 unter dem Titel „Die Höhlenfunde von Jabrud (Syrien)" vorgelegt. In der Folgezeit wurden die Artefakte mehrfach neu bearbeitet, wobei jeweils unterschiedliche Aspekte im Vordergrund standen. In den Arbeiten von D. Ziffer (Ziffer 1981) und J. Bakdach (Bakdach 1982) wurde ein besonderes Augenmerk auf das Jungpaläolithikum von Jabrud II geworfen. Die unteren sechs Fundschichten mit dem Übergang vom Mittel- zum Jungpaläolithikum wurden bislang wenig beachtet und waren Gegenstand einer technologischen Neuuntersuchung durch das Neanderthal Museum.
Demnach ist in Jabrud II ein Wandel der Konzepte zur Abschlaggewinnung zu erkennen. Im unteren Teil des Schichtpakets wurden Abschläge, Klingen und Spitzen durch das sog. Levalloiskonzept hergestellt, im oberen dagegen Klingen und Lamellen durch das sog. Klingenkonzept. Interessanterweise befindet sich zwischen diesen beiden Paketen eine Schicht in der beide Konzepte angewendet wurden und den Übergang markiert.
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